In der Einführung sagte Sebastian Striegel, Sprecher für digitales Leben, dass er die Digitalisierung als Chance sieht, ohne dabei die Risiken aus dem Blick zu verlieren. Dies gelte neben dem Klimaschutz insbesondere auch für die Belebung der ländlichen Räume. Um das Potential der Digitalisierung nutzen zu können, muss als Ziel eine landesweite Breitbandgarantie bis 2030 auf Glasfaserbasis mit mindestens 1-Gigabit pro Sekunde im Up- und Downstream erreicht werden.
Jan-Philipp Albrecht, Minister für Klimaschutz und Digitalisierung in Schleswig-Holstein stellte in seinem Grußwort heraus, dass die Digitalisierung dem Klimaschutz helfen kann. Green IT sorgt durch zentrale Rechenzentren und eine analysierfreundliche Open-Source-Strategie für höhere Effizienz und geringeren Energieverbrauch.
In der ersten Keynote informierte Dr.-Ing. Stephan Ramesohl, Co-Leiter des Forschungsbereichs Digitale Transformation am Wuppertal-Institut, über den Stand seiner Forschung. Er untersucht, welchen Einfluss Digitalisierung auf den Klimaschutz hat. Dabei zeigt sich, dass die avisierte soziale und ökologische Transformation nur mit Digitalisierung zu schaffen ist, da diese „mehr mit weniger“ ermöglicht. Das Zeitfenster dieses Potential zu nutzen steht jetzt offen. Am Ende wird die Politik mit ihrer Entscheidung den Weg weisen, ob die Digitalisierung in der Zukunft für mehr Klimaschutz sorgen wird.
In der zweiten Keynote wurden die zentralen Erkenntnisse der Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung“ vorgestellt. Alexander Holst und Leoinie Reulecke von Accenture Strategy haben diese Studie im Auftrag des Branchenverbandes Bitkom erstellt und berichteten, dass das Klimaziel für das Jahr 2030 der Bundesregierung durch digitale Technologie zu 39 bis 58 Prozent erreicht werden kann. Die größten Einsparungen sind dabei in den Bereichen Fertigung, Mobilität, Energie, Gebäude und Arbeit/Business möglich.
In der anschließenden Diskussion wurde darüber gesprochen, wie Rebound-Effekte vermieden werden können und wie Unternehmen zu mehr Transformationswillen bewegt werden können. Außerdem wurde deutlich gemacht, dass die erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut werden müssen, um Rechenzentren und Storage klimaneutral betreiben zu können.
Bei vier Workshops wurden die Ansätze dann praktischer erörtert. Im ersten Workshop mit Cornelia Lüddemann stellte Andreas Brohm, Bürgermeister von Tangerhütte, das digitale Rathaus vor. So können aktuell bereits Anträge zu Hundesteuer oder Kita-Gebühren in fünf Minuten vom heimischen Sofa aus erledigt werden. Die entwickelten Lösungen könnten von anderen Kommunen einfach kopiert werden. Brohm machte aber deutlich, dass die Bürgermeister*innen den Mitarbeiter*innen zeigen müssen, dass es gewünscht ist, dass sie proaktiv etwas ausprobieren und entwickeln. Sollte es nicht funktionieren, muss die Führungsebene die Verantwortung tragen, anstatt diese abzuwälzen.
Im zweiten Workshop mit Wolfgang Aldag warb Thomas Ottersbach vom Podcast „Digitales Unternehmertum“ für die Vorteile eines papierlosen Büros. Büromitarbeiter*innen könnten so im Schnitt 10.000 Blatt Papier pro Jahr einsparen. Dafür braucht es Weiterbildungsangebote, um bei der Vielzahl an Apps und technischen Lösungen die individuell passende Entscheidung treffen zu können. Man sollte aber generell einfach loslegen und per Trial and Error Fortschritte erzielen.
Der dritte Workshop mit Sebastian Striegel behandelte das Thema der praktischen Umsetzung von Home-Office und Videokonferenzen. Michael Ney vom Zukunftszentraum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt forderte auf Technologien zu setzen, welche einen hohen Standard des Datenschutzes gewährleisten.
Bei diesem großen Wandel der Arbeitswelt dürfen die Menschen nicht vergessen werden, stellte die Leiterin des DGB Sachsen-Anhalt Susanne Wiedemeyer im vierten Workshop mit Dorothea Frederking fest. Die arbeitspolitischen Rahmenbedingungen müssten so gestaltet werden, dass Menschen weiterhin abschalten können. Es drängt ein Home-Office-Gesetz zu verabschieden, welches hohe Standards im Arbeits- und Gesundheitsschutz festschreibt. Außerdem braucht es Lösungen für den Ausgleich der erhöhten privaten Strom- und Wärmekosten, wenn man zu Hause arbeitet.
Cornelia Lüddemann, Vorsitzende der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, zog als Fazit, dass die Digitalisierung wirklich dazu beizutragen kann, Sachsen-Anhalt bis spätestens 2035 klimaneutral zu machen. Dafür müssen die Weichenstellungen der Digitalisierung auch konsequent darauf ausgerichtet sein. Außerdem braucht es eine Kultur des Ausprobierens. Die wichtigste Entscheidung ist aufzuhören zu zögern, sondern zu wollen und zu machen.
Hintergrund:
Die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN führt seit 2017 die eigene Reihe „Klimawerkstatt“ durch. Bei diesen Veranstaltungen sollen über den vielfältigen Herausforderungen der Klimakrise, jeweils in bestimmten Bereichen, diskutiert werden. Hier finden Sie die Berichte zu den bisherigen Veranstaltungen der Reihe:
1. Klimawerkstatt: Global denken, lokal handeln!
2. Klimawerkstatt: Was braucht es für eine sozialverträgliche Energiewende?
3. Klimawerkstatt: Die Ernte von morgen sichern
4. Klimawerkstatt: Klimaschutz und -anpassung in Städten
5. Klimawerkstatt: Nachhaltig aus den Krisen