28.11.2025

Radmitnahme wird zur Lotterie

Landesregierung fliegt beim Pendelverkehr blind 

Wer klimafreundlich mit Rad und Bahn unterwegs sein will, stößt auf zu wenig Platz im Zug und auf eine Politik ohne klare Strategie. So das klare Ergebnis in der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Fahrradmitnahme auf den Strecken Magdeburg–Dessau und Magdeburg–Leipzig:

Auf den Regionalexpresslinien RE 13 (Magdeburg–Leipzig) und RE 14 (Magdeburg–Dessau) stehen je nach Zugtyp lediglich 6 bis 12 Stellplätze für Fahrräder zur Verfügung, die zusätzlich für Kinderwagen und andere sperrige Gegenstände genutzt werden. „Für eine der wichtigsten Pendelachsen Sachsen-Anhalts sind 6 bis 12 Fahrradstellplätze pro Zug völlig unzureichend“, erklärt Cornelia Lüddemann, verkehrspolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag. „Pendlerinnen und Pendler erleben regelmäßig volle Züge – viele kommen mit ihrem Rad gar nicht mehr mit. So wird klimafreundliche Mobilität ausgebremst, statt gezielt gefördert.“

Besonders kritisch sehen die Grünen, dass das Land zur tatsächlichen Fahrradmitnahme keine belastbaren Daten erhebt. Fahrräder werden in den Zügen nicht systematisch gezählt, eine Nachrüstung der Zählsysteme lehnt die Landesregierung als wirtschaftlich nicht vertretbar ab. Lüddemann kritisiert: „Das Land fliegt beim Thema Fahrradmitnahme blind. Wer nicht wissen will, wie groß der Bedarf ist, kann die Verkehrswende auch nicht vernünftig steuern.“

Auch an den Bahnhöfen entlang der Strecke ist das Bild uneinheitlich. Zwar gibt es insgesamt eine Reihe von Fahrradabstellplätzen, doch Qualität und Verfügbarkeit schwanken stark. In Lübs gibt es etwa gar keine Fahrradabstellanlagen, moderne und gesicherte Abstellmöglichkeiten sind die Ausnahme. Gleichzeitig liegen der Landesregierung keine Daten zu Fahrraddiebstählen an den Bahnhöfen vor.

Konkrete Verbesserungen für regelmäßige Fahrradpendlerinnen und -pendler sind nicht geplant: Weder Anreize wie Abo-Vergünstigungen noch garantierte Stellplätze oder spezielle Angebote für Rad-und-Bahn-Nutzerinnen und -Nutzer sind vorgesehen.

„Die Menschen tun das Richtige und steigen auf Rad und Bahn um, doch die Landesregierung bleibt im alten Denken stehen“, resümiert Lüddemann. „Wir brauchen mehr Stellplätze im Zug, einheitliche Standards für Fahrradabstellanlagen und eine konsequente Erfassung der Fahrradmitnahme. Wer die Verkehrswende ernst meint, macht aus der Fahrradmitnahme keine Glückslotterie, sondern sorgt für verlässliche Kapazitäten und sichere Abstellplätze auf unseren Hauptstrecken.“

Yves Rackwitz

Presse und Kommunikation