Besonders im Bereich der Fachärzt*innen, wo der Mangel an verfügbaren Ärzt*innen ohnehin schon spürbar ist, bedeutet jede zusätzliche Barriere eine weitere Hürde.
„Schon die Suche nach einer*m Fach- oder Hausärzt*in ist im Normalfall kein Selbstläufer. Kommen dann noch Einschränkungen hinzu, müssen Betroffene viele Anrufe tätigen, bis sie endlich eine barrierefreie Praxis mit freien Terminen finden“, gibt Cornelia Lüddemann, Fraktionsvorsitzende der grünen Landtagsfraktion, zu bedenken und betont: „Dieser Zustand ist vor dem Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention nicht haltbar. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Gesundheitssystem muss dringend verbessert werden. Menschen mit Behinderung werden in Deutschland wie Sachsen-Anhalt benachteiligt.“
Die Kassenärztliche Vereinigung ist bereits tätig geworden und überarbeitet aktuell ihre Online-Arztsuche. Das Kriterium der Barrierefreiheit wird dort bald einsehbar sein. Damit können Betroffene schon ab diesem Sommer gezielt entsprechende Praxen suchen und hoffentlich auch finden.
„Natürlich wäre es noch besser, wenn Betroffene gar nicht erst nach barrierefreien Praxen suchen müssten, weil sie einfach der Standard wären – aber eins nach dem anderen“, merkt Susan Sziborra-Seidlitz an, behindertenpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion. Um die Zahl der barrierefreien Arztpraxen zu erhöhen, sind weitere Maßnahmen nötig. „Das Landeszentrum für Barrierefreiheit, gegründet von der Kenia-Koalition, muss in der Ärzt*innenschaft bekannter gemacht werden. Damit kommen schnelle und günstige Möglichkeiten zur barrierefreien Gestaltung von Praxen in die Fläche. Bei größeren Investitionen muss das Land mit einspringen“, fordert Sziborra-Seidlitz.
Ein Förderprogramm zur Barrierefreiheit von Arztpraxen, sei es als Ko-Finanzierung von Vorhaben oder als zinsfreies Darlehen, gilt es auf den Weg zu bringen.