11.11.2020

#GrüneFraktionVorOrt in Kalbe: Mit viel Engagement unterwegs

Kalbe (Milde) ist die erste Stadt in Sachsen-Anhalt, die 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat. Der Bürgermeister Karsten Ruth appelliert damit an Bund und Länder, der Kommune beim Klimaschutz zu helfen. Die Stadt versucht mit verschiedenen nachhaltigen Möglichkeiten gegen die Klimakrise anzukämpfen. Sie bepflanzt zum Beispiel Straßenränder oder schafft Elektro- und Hybridautos für den Bauhof an.

Allein diese spannende Vorgeschichte war uns Anlass genug, dass wir unsere auswärtige Fraktionssitzung am 27. Oktober 2020 in Kalbe (Milde) durchgeführt haben. Unsere fünf Abgeordneten sind auf verschiedenen Terminen gewesen, um mit den Menschen vor Ort und in der Umgebung ins Gespräch zu kommen. Dabei hat sich ein wichtiger Punkt herauskristallisiert: Deutlich überdurchschnittliches Engagement der Einwohnerinnen und Einwohner, durch das die Stadt zu neuem Leben erweckt wurde.

Wolfgang Aldag im Gespräch.Foto: Eigene Aufnahme

Die Künstlerstadt Kalbe (Milde) hat ihren Namen nicht ohne Grund. Sie ist der Beweis dafür, wie vielfältige Kulturangebote auf dem Land den eigenen Ort beleben und dadurch wiederum Besucherinnen und Besucher angezogen werden. Unser kulturpolitischer Sprecher Wolfgang Aldag hat sich live auf Instagram mit der Vereinsvorsitzenden des „Künstlerstadt Kalbe e.V.“ Corinna Köbele getroffen. Sie hat die Initiative gegründet, um dem demografischen Wandel der Kleinstadt entgegenzuwirken. Sie berichtete, wie wichtig Kunst und Kultur für die ländlichen Regionen sind, aber auch vor welchen bürokratischen Herausforderungen sie oftmals stehen. Deshalb adressierte sie den Wunsch, einen regionalen Fördermittelbeauftragten einzusetzen, um das Wissen um finanzielle Förderung selbst vorzuhalten sowie die Zugänglichkeit für diese auszubauen.

Auch Olaf Meister konnte sich vom Engagement der Kalbenserinnen und Kalbenser überzeugen. Er besuchte den Kalbenser Kultur- und Heimatverein mit ihrem Museum im alten Wachhaus. Er wird dank ehrenamtlichem Engagement betrieben und stellt zahlreiche Exponate aus der Geschichte der Stadt aus. Außerdem organisiert der Verein das jährliche Burgfest. Der Verein berichtete, dass sie bisher genug Personen finden, die sich engagieren möchten, sodass sie sich bisher nicht viele Sorgen um die Nachfolge machen müssen. Sie sprachen auch über die Schwierigkeiten während der Corona-Pandemie, da einige Ehrenamtliche, die für den Museumsbetrieb sorgen, zu den Risikogruppen gehören. Anschließend bestieg Olaf Meisten den Burgturm, um sich einen Überblick über die Burganlage zu verschaffen.

Foto von Dorothea Frederking mit einem Landwirt. Im Hintergund sieht man Schweine.  Foto: Eigene Aufnahme

Der Riethwiesenhof in Kalbe (Milde) ist bekannt für seine regionale Bio-Landwirtschaft. Im Gespräch mit Rudolf Sasse hat Dorothea Frederking erfahren, dass die Hennen dort ein Drittel mehr Platz im Stall haben, als laut Bioverordnung vorgeschrieben ist. Zudem können sich die Schweine dort durch natürlichen Boden wühlen. Die regionale Vermarktung steht hier im Vordergrund. Deshalb herrscht in der Umgebung auch eine hohe Nachfrage für ihre Produkte.

Für die Kinder und Jugendliche in Kalbe sowie deren Eltern ist die Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Gardelegen ein wichtiger Anlaufpunkt. Diese stand zum Besuchszeitpunkt vor dem aus, weil langer Zeit kein geeignetes Fachpersonal gefunden wurde. Fraktionsvorsitzende Cornelia Lüddemann traf sich mit der Klinikleitung.  Bei einem konstruktiven Gespräch war vor allem Thema, dass die Attraktivität der zu besetzenden Stellen gesteigert werden müssen. Dafür sollen Kinderärzte direkt angesprochen werden, die sich möglicherweise beruflich verändern wollen. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken zwingend erforderlich, um das gesamte Spektrum der Kinderheilkunde anbieten zu können und so den Standort für Personal attraktiver zu machen.

Zur Versorgung gehört auch die Breitbandinfrastruktur. Der Zweckverband Breitband Altmark will das Glasfasernetz in der Altmark ausbauen. Sebastian Striegel und der Verbandsgeschäftsführer Andreas Kluge verabredeten sich in einem Online-Meeting, um über das Bauvorhaben zu sprechen. Andreas Kluge führte zur Voraussetzung für den Ausbau aus, dass es sich dabei um ein förderfähiges Gebiet handeln müsse. Ziel ist also, die Förderlücke zu schließen. Dafür muss jedoch das Fördersystem reformiert werden. Sebastian Striegel bedauerte, dass dieses Problem das Parlament leider nicht lösen kann. Es kann aber zumindest Druck auf die Exekutive ausüben.

Cornelia Lüddemann im Gespräch im Bürger*innen. Foto: Eigene Aufnahme

Nach unserer internen Fraktionssitzung fand der Bürgerdialog unter dem Motto „Kein schöner Land ohne Bus“ statt. Der Titel nimmt Bezug darauf, dass seit Mai 2020 die Buslinie 100 das Zentrum von Kalbe nicht mehr direkt anfährt. Demnach stand das Thema Mobilität im Vordergrund. Im Bereich Bus und Bahn wurde deutlich, dass zuerst das Angebot geschaffen werden müsse, bevor die Nachfrage eine Rolle spielt. Die Besucherinnen und Besucher des Bürgerdialogs berichteten zudem, dass sie Angst haben, mit dem Fahrrad entlang der Landstraße zu fahren. Cornelia Lüddemann stellte dar, was die grünen Landtagsfraktion bisher erreicht hat und wo es noch Nachholbedarf in diesem Bereich gibt. Zum Schluss konnten die Menschen in kleinem Kreise mit den fünf Abgeordneten ins Gespräch kommen.