Der Nationalpark Harz steht vor großen Herausforderungen: Der Klimawandel hinterlässt Spuren, Waldbrände nehmen zu, und die natürliche Entwicklung des Waldes muss mit dem Schutz von Menschen und Infrastruktur in Einklang gebracht werden. Um sich über Lösungen auszutauschen und konkrete Maßnahmen zu formulieren, trafen sich die Landtagsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zu einem Fachgespräch auf Einladung der Nationalparkverwaltung Harz unter der Leitung von Dr. Roland Pietsch.

Gemeinsamer Einsatz für den Nationalpark Harz
Fachgespräch der Landtagsfraktionen aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen mit der Nationalparkverwaltung in Wernigerode, 12. März 2025

Bereits zu Beginn, in den Räumen der Nationalparkverwaltung, wurde deutlich: Der Harz ist eine Region im Wandel. Der Austausch zwischen den Fraktionen zeigte, wie wichtig eine länderübergreifende Zusammenarbeit für den Schutz des Nationalparks ist. Die niedersächsische Fraktionsvorsitzende Anne Kura betonte: „Wir müssen hier eng zusammenarbeiten. Der Nationalpark betrifft uns länderübergreifend. Ein starkes und abgestimmtes Vorgehen zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ist unerlässlich.“

Nach einem ausführlichen Gespräch zur aktuellen Waldbrandsituation ging es für die Teilnehmenden direkt in den Nationalpark. Vor den Überresten vergangener Brände wurde das Ausmaß der Schäden greifbar: Verkohlte Baumstümpfe, kahle Flächen und verbrannte Erde zeigten eindrücklich, wie gravierend die Folgen von Waldbränden sein können. Cornelia Lüddemann, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Sachsen-Anhalt, zeigte sich betroffen: „Es ist erschreckend, diese Schäden mit eigenen Augen zu sehen. Aber gleichzeitig wird hier deutlich: Wenn wir der Natur Raum geben, kommt sie zurück.“ Sie unterstrich: „Wir müssen Waldbrandprävention als festen Bestandteil des Natur- und Klimaschutzes begreifen. Ein modernes Frühwarnsystem ist essenziell.“

Während der Begehung wurden an verschiedenen Stationen zentrale Fragen diskutiert. Wolfgang Aldag setzte sich mit den Fortschritten bei der Moorrenaturierung auseinander. „Gesunde Moore sind ein natürlicher Klimaschützer. Sie speichern Wasser und CO₂ – das ist aktiver Hochwasser- und Klimaschutz“, erklärte Aldag.
Dorothea Frederking und Britta Kellermann, die umweltpolitischen Sprecherinnen der beiden Fraktionen, befassten sich intensiv mit dem Waldumbau: „Ein Wald mit einer vielfältigen Mischung aus heimischen Baumarten dient der Artenvielfalt und bietet die höchste Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse. Totholz ist in diesem Ökosystem von hoher Bedeutung. Es stellt kein Risiko dar, sondern bietet Lebensraum, fördert ein gesundes Pilzwachstum, hilft beim Humusaufbau und steigert letztlich die Wasserspeicherfähigkeit des Waldes.“
Ein weiteres wichtiges Thema war die Rolle der Harzer Schmalspurbahn (HSB) in der Waldbrandprävention. In andauernden gemeinsamen Gesprächen mit der HSB wurde deutlich, dass bereits zahlreiche Maßnahmen zur Risikominimierung umgesetzt wurden. Dazu gehören verbesserte Feuerkontrollen, technische Anpassungen an den Loks und eine engere Abstimmung mit der Feuerwehr. Cornelia Lüddemann begrüßte diesen Fortschritt: „Es ist gut zu sehen, dass die HSB Verantwortung übernimmt. Der Schutz des Waldes und die touristische Bedeutung der Bahn dürfen kein Widerspruch sein. Die Zusammenarbeit zwischen HSB, Feuerwehr und Nationalparkverwaltung hat sich erheblich verbessert. Das muss weiter ausgebaut werden.“ Die Fraktionen fordern, dass schon ab Waldbrandstufe 3 der Kohlebetrieb der HSB vorübergehend ausgesetzt wird, um unnötige Risiken zu vermeiden. Hier brauche es klare, verbindliche Regelungen.

Scharfe Kritik äußerten die Grünen-Fraktionen hingegen an der fehlenden Transparenz rund um den geplanten Verkauf und Ausbau des Brockenplateaus für eine Eventlocation. „Dass der Nationalpark bei einer solch weitreichenden Entscheidung nicht eingebunden wurde, ist inakzeptabel“, erklärte Lüddemann. „Der Brocken ist nicht nur ein Symbol des Harzes, sondern ein hochsensibler Naturraum. Derartige Vorhaben müssen offen diskutiert und mit Naturschutzverbänden sowie der Nationalparkverwaltung abgestimmt werden.“ Die Fraktionen fordern daher eine umfassende Beteiligung aller relevanten Akteure und eine Überprüfung des Vorhabens unter ökologischen Gesichtspunkten.
Neben den Fachgesprächen nutzten die Abgeordneten die Gelegenheit für einen intensiven persönlichen Austausch. Die Zusammenarbeit zwischen den Landtagsfraktionen soll weiter gestärkt werden, um dem Nationalpark die politische Unterstützung zu geben, die er benötigt. „Der Schutz des Harzes ist eine gemeinsame Aufgabe. Wir nehmen aus diesem Termin viele wertvolle Impulse für den Natur- und Umweltschutz, den Klimaschutz und den Tourismus mit und werden sie in unsere parlamentarische Arbeit einbringen“, resümierte Kura.
Der Harz steht vor Herausforderungen, aber auch vor Chancen. Die Grünen-Fraktionen aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sind sich einig: Nur durch enge Zusammenarbeit, transparente Entscheidungsprozesse und eine konsequente Ausrichtung auf Natur- und Klimaschutz kann der Nationalpark langfristig erhalten bleiben.